Freitag, 2. Oktober 2009
politisches uptdate (mal wieder)
laurasa, 14:39h
Als erstes, mir geht es gut. In meinem Hinterland (und dem Stammland des Präsidenten) ist alles ruhig. Es gab auch noch keine Aktionen in N’Zérekoré, der nächsten großen Stadt hier, in der die Turbulenzen 2007 angefangen haben.
Als zweites, die Informationen die ich hier bekomme sind nicht so heftig wie sie sich in den deutschen Medien lesen!
Ganz grober historischer Hintergrund:
Guinea hatte seit seiner Unabhängigkeit nur zwei Militärdiktaturen. Der eine Präsident war Malinké, der andere Sousou. Der jetzige Übergangspräsident ist aus Waldguinea (ich glaube er ist Guerzé, hier gibt es aber mehrere kleinere Ethnien, die sich aber alle als Forestiers bezeichnen und das scheint, das wichtige zu sein). Forestiers, Malinké, Sousou und Peul (oder Fular) sind die großen ethnischen Gruppen in Guinea. Vor allem die Peul meinen, dass es jetzt and er Zeit wäre, dass es einen Peul Präsidenten gibt. Sousou und Malinké haben sich mit der Macht ziemlich wohl gefühlt und die Forestier meinen, dass die zwischen Zeit „ihres“ Präsidenten ja eigentlich nicht zählt und sie mit seiner Machtergreifung ja eigentlich gezeigt hätten, dass sie stark sind. (Waldguinea ist die am wenigsten entwickelte Region in Guinea und alle anderen meinen sie wären Hinterwäldler).
Es gibt zwei wichtige Daten in dieser Zeit des Jahres, das erste Datum ist der 28. September, der Tag an dem die Guineer abgestimmt haben, lieber frei und arm zu sein, als reich und von Frankreich abhängig, also die komplette Unabhängikeit gewählt haben (Deswegen ist Guinea das einzige französischsprachige Land in Westafrika das nicht CFA als Währung hat). Das zweite Datum ist der 2.Oktober, der Tag der Unabhängigkeit (also heute).
Deswegen ist es auch nicht von ungefähr, dass die letzten Demonstrationen am 28. September waren und dass für heute wieder Demonstrationen in Conakry geplant, aber verboten sind.
Wie es zu den Spannungen kam:
Dadis (der jetzige Präsident) hat zu beginn seiner Machtergreifung behauptet er will die Korruption bekämpfen und transparente Wahlen organisieren, bei denen er sich nicht mal selber zur Wahl stellen will. Anscheinend hat er auch ziemlich viel in Sachen Korruptionsbekämpfung schon gemacht, was anscheinend vor allem die Peul betroffen hat, da sie die größten Händler (und Schmuggler und Drogendealer )sein sollen. Keine Ahnung ob das stimmt. Die anderen Parteien sollen ihn gedrängt haben, die Wahlen sofort und nicht wie von ihm gewünscht erst in 2 Jahren durchzuführen (laut Verfassung sollte das innerhalb von 2 Monaten passieren). Das fand wohl Dadis nicht machbar und meinte, wenn er das so schnell machen soll, würde er sich dann aber doch zur Wahl stellen. Daraufhin haben die politischen Spannungen richtig angefangen.
Zudem sind die Wahlen im Moment noch für Jannuar 2010 angesetzt, es geht also in die „heiße“ Phase, die in Afrika ja meistens mit Unruhen verbunden ist.
Demonstrationen in Guinea:
Mir wurde von den Guineer erklärt, dass Demonstration in Guinea nicht gleichzusetzen ist, mit friedlich einen Weglangzulaufen, sondern dass das erstmal mit Plünderungen anfängt und mit niederbrennen von irgendwelchen Gebäuden und Häusern etc weiter geht. Keine Ahnung wie die Demonstration am 28.09. abgelaufen ist, das wurde mir aber doch glaubhaft gemacht.
Die Angaben der forestiers zu den Ereignissen:
Die Demonstrationen waren verboten worden, die Anführer der Peul und Sousou haben jedoch trotzdem die Leute auf die Straße gerufen und es kam zu den oben beschriebenen Demonstrationen. Als die Militärs mit Tränengas versucht haben, die Menge unter Kontrolle zu bekommen, hätte die sich gewehrt und um ihr Leben zu verteidigen hätten die Militärs geschossen. Auf meine Aussage, dass das Militär aber nicht da ist um auf sein Volk zu schießen und sie also doch die Bösen wären, wurde mir gesagt: wer eine Tränengasbombe in eine Menge wirft, wird von dieser gelyncht, sie hätten das machen müssen.
Angaben von anderen habe nicht, da sich sogar mein Malinké-student eher wie ein Forestier verhält und ich die anderen nicht gut genug kenne (z.B. die Peul hier) um mich mit ihnen über diese Thema zu unterhalten.
Die Angaben von der Company hier (sind wohl weniger biased):
Die Peul meinen es wäre jetzt für sie an der Zeit den Präsidenten zu stellen und sie hätten die Demonstration initiiert. Das Militär hätte dann mit grober Gewalt eingegriffen. Die Zahlen der toten sind nicht so hoch, wie die in den Deutschen Medien (Spanne die mir angegeben wurde ist 48 – 150 Tote, mit einem Mittelwert von 80 Toten). Die ganze Vorgeschichte habe ich auch hauptsächlich von ihnen.
Die Größte Gefahr die sie sehen ist, dass es jetzt ethnisch wird und nicht wie davor (2006 -2008) es gegen die Regierung geht, egal welcher Ethnie man angehört.
Die Charterflieger nach Conakry sind gestoppt. Es gibt aber noch welche nach Bamako (Mali) und ganz neu nach Monrovia (Liberia). Von allen anwesenden wurden die Liberianischen Visa überprüft und wenn notwendig erneuert. Es kommen aber noch neue Leute hier an und die Arbeit geht weiter wie gehabt. Mir wurde auch noch nicht verboten das Camp zu verlassen wie letztes Jahr.
Keine Ahnung was aus meinem Urlaub wird. Auf jeden Fall anders als geplant und vielleicht auch gar nicht.
Als zweites, die Informationen die ich hier bekomme sind nicht so heftig wie sie sich in den deutschen Medien lesen!
Ganz grober historischer Hintergrund:
Guinea hatte seit seiner Unabhängigkeit nur zwei Militärdiktaturen. Der eine Präsident war Malinké, der andere Sousou. Der jetzige Übergangspräsident ist aus Waldguinea (ich glaube er ist Guerzé, hier gibt es aber mehrere kleinere Ethnien, die sich aber alle als Forestiers bezeichnen und das scheint, das wichtige zu sein). Forestiers, Malinké, Sousou und Peul (oder Fular) sind die großen ethnischen Gruppen in Guinea. Vor allem die Peul meinen, dass es jetzt and er Zeit wäre, dass es einen Peul Präsidenten gibt. Sousou und Malinké haben sich mit der Macht ziemlich wohl gefühlt und die Forestier meinen, dass die zwischen Zeit „ihres“ Präsidenten ja eigentlich nicht zählt und sie mit seiner Machtergreifung ja eigentlich gezeigt hätten, dass sie stark sind. (Waldguinea ist die am wenigsten entwickelte Region in Guinea und alle anderen meinen sie wären Hinterwäldler).
Es gibt zwei wichtige Daten in dieser Zeit des Jahres, das erste Datum ist der 28. September, der Tag an dem die Guineer abgestimmt haben, lieber frei und arm zu sein, als reich und von Frankreich abhängig, also die komplette Unabhängikeit gewählt haben (Deswegen ist Guinea das einzige französischsprachige Land in Westafrika das nicht CFA als Währung hat). Das zweite Datum ist der 2.Oktober, der Tag der Unabhängigkeit (also heute).
Deswegen ist es auch nicht von ungefähr, dass die letzten Demonstrationen am 28. September waren und dass für heute wieder Demonstrationen in Conakry geplant, aber verboten sind.
Wie es zu den Spannungen kam:
Dadis (der jetzige Präsident) hat zu beginn seiner Machtergreifung behauptet er will die Korruption bekämpfen und transparente Wahlen organisieren, bei denen er sich nicht mal selber zur Wahl stellen will. Anscheinend hat er auch ziemlich viel in Sachen Korruptionsbekämpfung schon gemacht, was anscheinend vor allem die Peul betroffen hat, da sie die größten Händler (und Schmuggler und Drogendealer )sein sollen. Keine Ahnung ob das stimmt. Die anderen Parteien sollen ihn gedrängt haben, die Wahlen sofort und nicht wie von ihm gewünscht erst in 2 Jahren durchzuführen (laut Verfassung sollte das innerhalb von 2 Monaten passieren). Das fand wohl Dadis nicht machbar und meinte, wenn er das so schnell machen soll, würde er sich dann aber doch zur Wahl stellen. Daraufhin haben die politischen Spannungen richtig angefangen.
Zudem sind die Wahlen im Moment noch für Jannuar 2010 angesetzt, es geht also in die „heiße“ Phase, die in Afrika ja meistens mit Unruhen verbunden ist.
Demonstrationen in Guinea:
Mir wurde von den Guineer erklärt, dass Demonstration in Guinea nicht gleichzusetzen ist, mit friedlich einen Weglangzulaufen, sondern dass das erstmal mit Plünderungen anfängt und mit niederbrennen von irgendwelchen Gebäuden und Häusern etc weiter geht. Keine Ahnung wie die Demonstration am 28.09. abgelaufen ist, das wurde mir aber doch glaubhaft gemacht.
Die Angaben der forestiers zu den Ereignissen:
Die Demonstrationen waren verboten worden, die Anführer der Peul und Sousou haben jedoch trotzdem die Leute auf die Straße gerufen und es kam zu den oben beschriebenen Demonstrationen. Als die Militärs mit Tränengas versucht haben, die Menge unter Kontrolle zu bekommen, hätte die sich gewehrt und um ihr Leben zu verteidigen hätten die Militärs geschossen. Auf meine Aussage, dass das Militär aber nicht da ist um auf sein Volk zu schießen und sie also doch die Bösen wären, wurde mir gesagt: wer eine Tränengasbombe in eine Menge wirft, wird von dieser gelyncht, sie hätten das machen müssen.
Angaben von anderen habe nicht, da sich sogar mein Malinké-student eher wie ein Forestier verhält und ich die anderen nicht gut genug kenne (z.B. die Peul hier) um mich mit ihnen über diese Thema zu unterhalten.
Die Angaben von der Company hier (sind wohl weniger biased):
Die Peul meinen es wäre jetzt für sie an der Zeit den Präsidenten zu stellen und sie hätten die Demonstration initiiert. Das Militär hätte dann mit grober Gewalt eingegriffen. Die Zahlen der toten sind nicht so hoch, wie die in den Deutschen Medien (Spanne die mir angegeben wurde ist 48 – 150 Tote, mit einem Mittelwert von 80 Toten). Die ganze Vorgeschichte habe ich auch hauptsächlich von ihnen.
Die Größte Gefahr die sie sehen ist, dass es jetzt ethnisch wird und nicht wie davor (2006 -2008) es gegen die Regierung geht, egal welcher Ethnie man angehört.
Die Charterflieger nach Conakry sind gestoppt. Es gibt aber noch welche nach Bamako (Mali) und ganz neu nach Monrovia (Liberia). Von allen anwesenden wurden die Liberianischen Visa überprüft und wenn notwendig erneuert. Es kommen aber noch neue Leute hier an und die Arbeit geht weiter wie gehabt. Mir wurde auch noch nicht verboten das Camp zu verlassen wie letztes Jahr.
Keine Ahnung was aus meinem Urlaub wird. Auf jeden Fall anders als geplant und vielleicht auch gar nicht.
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